von Elena Sczepannek
Unberührte Wildnis in Guyana

Indisches Roti, einen der besten Rums der Welt, Englisch als Landessprache und Tafelberge…
Das klingt eigentlich nicht nach Südamerika – und sind dennoch einige der Besonderheiten von Guyana, einem Land im Norden Südamerikas zwischen Venezuela, Brasilien und Suriname.
Unbekanntes Guyana

Dort leben etwa 700.000 Menschen, der Großteil davon entlang der Küste und in der Hauptstadt Georgetown. Dort leben viele verschieden geprägte Kulturen zusammen, hier stehen christliche Kirchen neben Moscheen und Hindu-Tempeln ohne Probleme - deshalb feiert man die jeweiligen Feiertage auch alle gemeinsam.
Das alles resultiert aus der bewegten Geschichte mit verschiedenen Kolonialmächten zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert, bevor es 1831 zu Britisch-Guyana wurde. Kurz danach wurde die Sklaverei abgeschafft und um die Zuckerrohrernte weiter zu sichern, warben die Briten viele Arbeiter aus Britisch-Indien an. 1966 wurde Guyana dann unabhängig von Großbritannien und ist nun eine demokratische Republik.
Deshalb sind die heutigen Nationalgerichte eine Mischung aus amerindischen Spezialitäten, wie dem Pfeffertopf und Cassawa, karibischen Einflüssen durch den Zuckerrohranbau und indischen Gerichten, wie Puri, Roti und verschiedenen Currys.
„Guyana“ bedeutet Land des Wassers und genau dort haben sich nicht nur die ersten Siedler niedergelassen, sondern auch die Amerindio Siedlungen sind entlang der Flüsse im Landesinneren zu finden – oft nur über die Flüsse oder aus der Luft erreichbar.
Was erwartet einen also in einem Land, in dem pro Jahr weniger Touristen einreisen als an einem Tag Machu Picchu besuchen?
Wildnis, Einsamkeit und Abenteuer

Guyana hat wenig Infrastruktur, noch weniger touristische Infrastruktur, dafür aber einen unglaublichen Schatz an Naturparadiesen.
Der Großteil der Fläche ist von Urwald bewachsen, im Süden finden sich aber auch Savannenlandschaften und im Osten Richtung Venezuela ragen einige Tafelberge in den Himmel.
Eines der größten Highlights einer Reise ist der Besuch des Kaiteur Wasserfalls. Es ist einer der höchsten Wasserfälle Amerikas und nur per Flugzeug zu erreichen.
Rund um den Fall findet sich ein Netz an Wanderwegen und wer sich die Bromelien etwas genauer ansieht findet vielleicht auch winzige Goldfrösche. Ebenso findet sich hier der Guyana Klippenvogel (engl. Cock-on-the-Rock), dessen Männchen orange leuchtend die unscheinbar braun-grauen Weibchen versucht anzulocken.

Guyana Klippenvogel

Mit einem kleinen Charterflugzeug kann man nun weiterfliegen ins Gebiet der Macushi, rund um den Rupununi Fluss. Hier finden sich einige Lodges und man begibt sich mitten den Urwald.

Die Rewa Eco Lodge - eine Reise wert
Eine der Lodges etwa ist die Rewa Ecolodge, eine einfache, aber saubere Lodge, die aus der Dorfgemeinschaft heraus betrieben wird. Die lokalen Guides sind absolute Spezialisten für ihre Gebiete und finden neben den Klammer-, Brüll- und Kapuzineraffen, auch jeden noch so kleinen Vogel. Ein Highlight des Gebietes ist auch der Arapaima Fisch, einer der größten Süßwasserfische, und die Goliath-Vogelspinne, die größte Vogelspinnenart weltweit.
Abends zeigen einem die Guides auch gerne mal die lokale Bevölkerung an Taranteln, Wolfsspinnen, Aga-Kröten und Fröschen.
Man sollte für eine Reise nach Guyana eine gewisse Toleranz gegenüber Insekten und Spinnentieren auch im Zimmer mitbringen – denn unter Umständen finden sich hier auch welche mal im Zimmer oder der offenen Dusche. Die Betten sind jedoch überall durch Moskitonetze gut geschützt.

Zwei Gelbbrustaras

Die Goliath-Vogelspinne

Ein echtes Naturphänomen kann man nahe der Lodge beobachten: Die Blüte der Victoria Amazonica, auch Amazonas Riesenseerose genannt, in Altwasser. In der Abenddämmerung öffnet sich langsam die schneeweiße Blüte, aber nur in der ersten Nacht, danach ändert sich die Farbe hin zu einem kräftigen Pink und verblüht nach wenigen Tagen.
Von der Lodge aus erkundet man die Umgebung gemeinsam mit den lokalen Guides per Boot und zu Fuß.

Südliches Rupununi Gebiet im Süden Guyanas
Weiter südlich im Übergang zwischen Urwald und Savanne finden sich die Karanambu und die Cayman Lodge, jede nochmal etwas spezialisiert auf spezielle Tiere und neben einer Lodge für Touristen auch eine Forschungsstation für Wissenschaftler aus aller Welt. So werden seit über 10 Jahren die Schwarzen Kaimane hier gezählt, erforscht und vermessen. Die Karanambu Lodge ist seit vielen Jahren eine Auffangstation für Riesenflussotter, eine Arbeit, die Diane McTurk startete und jetzt von ihrer Nachfolgerin Mallory weitergeführt wird. Beide Lodges bieten aber auch abseits des Flusses Fahrten in die Savanne an – um die Riesenameisenbären morgens oder abends zu beobachten. Man hat das Gefühl in der afrikanischen Savanne unterwegs zu sein, nur die Fauna sieht etwas anders aus.

Für wen ist Guyana ein geeignetes Reiseziel?
Es gibt einige Lodges und Möglichkeiten die Pflanzen- und Tierwelt Guyanas zu bestaunen, dafür sollte man etwas Abenteuerlust und Komfortverzicht mitbringen. In keiner der Lodges gibt es warmes Wasser und meist auch kein W-Lan, aber genau darin verbirgt sich die Schönheit der Destination. Man ist wirklich raus aus der Zivilisation, kann sich ganz auf die Natur einlassen und erlebt eine unberührte Landschaft, wie sie sonst kaum noch zu finden ist auf unserem Planeten. Der Tourismus steckt noch in den Kinderschuhen und das Angebot ist überschaubar, aber alle Unterkünfte zeichnen sich durch Sauberkeit und zuvorkommende Gastgeber aus.
Wer ein naturnahes Reiseziel sucht und bereit ist auf etwas Komfort zu verzichten, wird hier mit einsamen Lodges, spannenden Tierbeobachtungen und herzlichen Begegnungen fündig.
Gerne bieten wir individuelle Privatreisen nach Guyana und Suriname an, ebenso planen wir ab Frühjahr 2023 eine Gruppenreise anzubieten – bei Interesse können Sie sich natürlich per E-Mail oder telefonisch vorab schon bei uns melden!
