von Elena Sczepannek

Zu Besuch bei den Goldkopflöwenäffchen in Brasilien

Den Goldkopflöwenäffchen auf der Spur

In der Mata Atlantica fühlen sich die Goldkopflöwenäffchen zwischen Kakaobäumen zu Hause.

Bei meiner Erkundungsreise durch Brasilien im Juli 2022 wollte ich nicht nur einige Stationen unserer Brasilien-Reisen selbst kennen lernen, sondern auch unsere Partner von AMAP (Almada Mâta Atlantica Project) besuchen.

AMAP ist eine Umweltschutzorganisation in Brasilien zum Schutz und zur Wiederaufforstung des atlantischen Regenwalds durch Landkauf, Wiederaufforstung, Forschung und Ausweisung von Schutzgebieten – und damit des Lebensraums der bedrohten Goldkopflöwenäffchen neben einigen anderen Arten.

Seit 2018 unterstützt WIGWAM deren Arbeit in verschiedenster Weise – zuletzt durch Sponsoring beim Vortragsfestival HORIZONTA.

Da ich nun schon mal „in der Nähe“ war, wollte ich mir das auch selbst genauer ansehen.

Mein Besuch bei AMAP

Das Schutzgebiet von AMAP liegt am Fluss Almada in der Brasilianischen Mâta Atlantica (atlantischer Regenwald), etwa eine Stunde von Ilhéus entfernt. Ich kam in einer benachbarten Fazenda unter, die ein paar schön hergerichtete Gästezimmer hat.

Am nächsten Tag wurde ich morgens abgeholt und zur Fazenda Bom Pastor gebracht – der Zentrale von AMAP Brazil.

Hinter diesem Tor wird der Kakao fermentiert und getrocknet.

Eigentlich war geplant erstmal auf die Suche nach den Goldkopflöwenäffchen zu gehen. Die sieht man morgens normalerweise am Besten. Da ich in der dortigen Regenzeit unterwegs war, hat uns leider das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Deshalb wurde mir dann erstmal alles rund um den Kakao gezeigt: Wie er im Mischwald hinter dem Haus (und auf den Grundstücken rund herum) wächst, woran ich eine reife Kakaofrucht erkenne und wie sie von Hand geerntet wird. Anschließend ging es zur Weiterverarbeitung. Hier werden die Bohnen fermentiert und getrocknet. Danach wird der Kakao verpackt und zur Weiterverarbeitung gebracht.

Unser Experte erklärt uns woran er die reifen Kakaobohnen erkennt - die alle biologisch angebaut werden.
Die fermentierenden Bohnen müssen regelmäßig ausgetauscht werden, damit sie sich gleichmäßig entwickeln.

Warum aber gerade Kakao?

Kakaobäume fühlen sich in der sogenannten „Cabruca“ (Mischwald) wohl – also einem Wald aus lokalen Bäumen und Kakaobäumen. Kakao braucht Sonne und Schatten um gesund zu wachsen. Die Bäume waren hier teilweise schon vorhanden oder wurden in den letzten Jahren gepflanzt und das Gebiet wurde im letzten Jahr auch mit dem Bio Siegel zertifiziert. Dadurch kann neben den Spenden an den Verein ein zweites wirtschaftliches Standbein für AMAP Brazil aufgebaut werden, für eine nachhaltige und langfristige Finanzierung der Mitarbeiter und des Projekts. Zusätzlich hat sich in einer mehrjährigen Studie in genau diesem Gebiet herausgestellt, dass auch die bedrohten Goldkopflöwenäffchen die Cabruca vorziehen: Genug Platz sich zu verstecken und ein gutes Nahrungsangebot.

Die Schokolade wird dann in Deutschland über AMAP verkauft: https://www.amap-brazil.org/de/schokolade/

Im Mischwald, der sogenannten Cabruca, wachsen Kakaobohnen im Halbschatten

Ab in die Cabruca

Unterwegs im atlantischen Regenwald in der sogenannten Cabruca.

Wiederaufforstung im Regenwald

Die nächste Station ist nur ein paar Minuten mit dem Auto entfernt: Das Wiederaufforstungsgebiet von Bom Pastor. Hier wurden in 2021 etwa 10.000 Bäume gepflanzt, wie auch schon die Jahre davor seit 2017 (außer 2020 pandemiebedingt). Ich sehe den Fortschritt der letzten Jahre und wieder einmal wie lange Bäume wachsen müssen, bis sie wieder einen Regenwald bilden können. So schnell die Abholzung immer geht, die Wiederaufforstung ist eine Frage von Generationen. Dirceu, der Verwalter vor Ort, zeigt mir die neuen Setzlinge und die Jungbäume für die nächsten Monate.

 

Aufforstung der gerodeten Ländereien war eines der ersten Projekte von AMAP.

Die 2018 gepflanzten Bäume:

Aus dem ehemaligen Weideland soll wieder Mata Atlantica werden, weshalb 10.000 Bäume von AMAP wieder aufgeforstet wurden für das Klima.

Forschung auf Bom Pastor

Zurück auf Bom Pastor treffe ich dann noch Manuel, einen Studenten aus Deutschland. Er ist gerade ein halbes Jahr vor Ort um dort sein Forschungsprojekt umzusetzen. In einer weiteren Regenpause erklärt er mir, dass sie ein größeres Stück Land in kleinere Parzellen geteilt haben und jeweils verschiedene heimische Baum- und Pflanzenarten zusammen gepflanzt haben um die Zusammensetzungen zu testen, wie sich das Mini-Öko-System entwickelt und am besten zusammen spielt.

In Zusammenarbeit mit verschiedenen Universitäten gab und gibt es hier verschiedene Projekte in der Forschung.

Bewohner des Kakaowaldes: die Goldkopflöwenäffchen

Nach der Mittagspause ist es dann soweit, wir versuchen es doch nochmal mit den Äffchen. Bila und sein Lehrling holen mich ab und wir fahren ein Stück in den Wald hinein. Bila ist vermutlich der beste Experte für Goldkopflöwenäffchen. Seit rund 20 Jahren beobachtet er sie und forscht rund um die Äffchen und ihren Lebensraum. Er erzählt mir, dass er fast täglich nach ihnen sucht und seine Beobachtungen festhält. Auch die BBC war vor ein paar Jahren schon mit ihm unterwegs und hat über seine Arbeit und die bedrohte Art berichtet.

Es gibt besenderte Gruppen und Gruppen ohne Sender. Aufgrund des Wetters suchen wir nach den besenderten und erhalten auch bald schon Signale. Also auf durchs Unterholz in Richtung der Affen. Wer mit uns schon mal ein Schimpansentracking oder Gorilla-Tracking gemacht hat weiß, dass man schnell durchs Unterholz muss um Mitzukommen.

Wir haben keinen Erfolg und die Affen setzen über einen kleinen Bach über aufs Nachbargrundstück. Da kommen wir nicht mehr hinterher. Dann suchen wir die zweite Gruppe und empfangen Signale, aber bei unserer Suche durchs Dickicht finden wir sie nicht und es fängt wieder an in Strömen zu regnen…

Auf der Suche nach den Äffchen

Als der Regen nachlässt und wir wieder eine Spur verlieren fragt mich Bila, ob ich wirklich noch nie Goldkopflöwenäffchen gesehen habe. Nein, es gibt diese Art nur in der Mâta Atlantica in diesem Gebiet – und so schnell werde ich dort wohl auch nicht wieder hinkommen. Also sucht er wieder nach den Sendern, aber ohne Erfolg…

Irgendwann treten wir langsam den Rückzug an, das Wetter wird nicht besser und die besenderten Äffchen sind ein ganzes Stück entfernt. Zurück an der Straße passiert plötzlich das Unerwartete: eine kleine Affenfamilie quert auf den Bäumen über uns die Straße und verschwindet im Wald. Es ist eine der unbesenderten Familien und wir fangen sofort an ihnen durch den Wald zu folgen. Einen erwische ich mit dem Foto kurz auf dem Weg und denke schon das ist es jetzt, mehr bekomme ich nicht. Aber Bila gibt noch nicht auf und wir folgen weiter ihren Rufen, bis wir an einem großen Baum ankommen, wo mehrere Äffchen ruhen und fressen.

Da sind sie also, die Goldkopflöwenäffchen. Den Namen haben sie nach ihrer Gesichtsform und den Haaren rund herum, sie sehen fast aus wie Mini-Löwen mit Mähne. Sie bewegen sich entlang des Astes: fressen, ruhen und pflegen sich gegenseitig – und wir haben ganz in Ruhe Zeit sie dabei vom Boden aus zu beobachten und zu fotografieren. Mir wird bewusst, wie wertvoll es ist, eine so dezimierte Art in ihrer natürlichen Umgebung zu studieren und festzuhalten.

Ein Goldkopflöwenäffchen mit dunklem Kleid und rotbraunem Fell schaut direkt in die Kamera.
Die Äffchen leben in engen Familienverbänden zusammen
Die bedrohten Äffchen werden von der Organisation regelmäßig aufgesucht und ihr Verhalten erforscht.

Gefährdete Gefährten

Die Goldkopflöwenäffchen gelten laut IUCN als stark gefährdet. Ihre Bestände werden auf etwa 6-15.000 Tiere geschätzt. Insgesamt gibt es 4 verschiedene Arten, alle im atlantischen Regenwald ansässig und durch dessen Zerstörung alle gefährdet:

  • Das Goldene Löwenäffchen
  • Das Goldkopflöwenäffchen
  • Das Rotsteißlöwenäffchen
  • Das Schwarzkopflöwenäffchen

Nach meinem Besuch dort kehre ich noch ganz beseelt zurück nach Bom Pastor und bedanke mich beim lokalen Team. Zum Glück habe ich nach 3 Wochen in Brasilien genügend Portugiesisch gelernt, um ihnen zu sagen, dass ihre Arbeit sehr wichtig ist und ich einen guten Einblick in die lokalen Projekte gewinnen konnte.

Die Goldkopflöwenäffchen sind eine von 4 Arten der Löwenäffchen, alle 4 sind durch die Abholzung des atlantischen Regenwalds bedroht.

Nachhaltige Unterstützung für das Projekt:

Wenn Ihnen das Thema und besonders dieses Projekt auch am Herzen liegen, finden Sie hier zwei Möglichkeiten selbst etwas zu tun:

  • SPENDE: AMAP ist ein in Deutschland eingetragener Verein (e. V.) und ist berechtigt, Spenden entgegenzunehmen und Ihnen eine Spendenquittung auszustellen. Jeder Betrag, egal ob einmalig oder regelmäßig, ist willkommen und kann auf das Konto von AMAP e. V. in Marburg (Volksbank Mittelhessen eG, IBAN DE19 5139 0000 0050 7124 00, BIC VBMHDE5FXXX) überwiesen werden – Stichwort „Projekt Julia“.
  • WEITEREMPFEHLUNG an mögliche „Helfer“: Wenn Sie jemanden aus Ihrem Bekanntenkreis kennen, der an einer solchen Umweltförderung interessiert ist, dann erzählen Sie gerne von diesem Projekt. Gerne senden wir mehr Informationsmaterial zu oder stellen der Kontakt direkt zu AMAP her.

Wir vom Team von WIGWAM-Tours würden uns wirklich sehr freuen, wenn wir es mit Ihnen zusammen schaffen, etwas für eine positive Entwicklung auf unserem Planeten beitragen zu können.

 

Reisen nach Brasilien

Auch wenn das Projekt von AMAP nicht auf den Tourismus ausgelegt ist - Brasilien hat viele schöne Ecken, die es zu bestaunen gilt!

24 Tage: Amazonas-Kreuzfahrt Amazon Clipper, Iguazu Wasserfälle, Pantanal, Ilha Grande, Manaus & die Metropole Rio de Janeiro
ab € 6.390,-
Zeichen für Naturreisen und Naturkundliche Reisen
21/24 Tage Chile, Bolivien & Brasilien: Durchquerung des Südamerikanischen Kontinent - vom Pazifik bis zum Atlantik
ab € 4830,-
Zeichen für Naturreisen und Naturkundliche Reisen
Salvador de Bahia, Pantanal, Iguazu, Rio de Janeiro und Ilha Grande
Chile, Bolivien & Brasilien - Entdeckerreise vom Pazifik bis zum Atlantik

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Elena Sczepannek